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Den Deckel zu! – Die Miete hoch?

„Mehrwert entsteht auch durch mehr Wissen.“

Den Deckel zu! – Die Miete hoch?

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat am 15.04.2021 den Berliner Mietendeckel gekippt. “Mit heute veröffentlichtem Beschluss hat der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts das Gesetz zur Mietenbegrenzung im Wohnungswesen in Berlin (MietenWoG Bln) für mit dem Grundgesetz unvereinbar und deshalb nichtig erklärt“, heißt es in der Pressemitteilung.

Bilanz nach einem Jahr Mietendeckel?

Was hat sich auf dem Immobilienmarkt getan nach einem Jahr Mietendeckelung? Der Verband der Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) berichtet von Investitionsverlusten für Modernisierung, Instandhaltung und Neubauten in Höhe von 5,5 Milliarden Euro. Genossenschaften und private Unternehmen wollen demnach 12.000 Wohnungen weniger bauen. Den Rückgang von neugeschaffenem Wohnraum bestätigt auch das Bundesamt für Statistik.

Weniger Wohnungen bei gleichbleibender bzw. steigender Nachfrage führt zu steigenden Mieten. Dies wurde vor allem im Berliner Umland und anliegenden Städten wie Potsdam spürbar – hier stiegen die Mieten um bis zu 12%, laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Somit trat das Gegenteil dessen ein, was ursprünglich beabsichtigt war: Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Was stattdessen geschah, war eine Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum und ein Einbruch von privaten Neubauten. Die Befürchtungen, dass die Verwalter aufgrund der Deckelung nur noch das Allernötigste in ihre Immobilien investieren, bewahrheitete sich.

Auch Deutschlands große digitale Wohnungsvermittler ImmobilienScout und Immowelt melden rückläufige Mietpreise in Höhe von zwei bis acht Prozent.

Welche Auswirkungen hat der Mietendeckel auf den Wohnungsverkauf?

Der Mietendeckel löst heftige Diskussionen aus. Grundsätzlich bietet der Berliner Mietendeckel Mietern natürlich einen Schutz vor immer weiter steigenden Mieten. Das ist zunächst nichts Schlechtes, denn in manchen Berliner Bezirken sehen sich Mieter tatsächlich mit horrenden Mietpreisen und teilweise unberechtigten Mieterhöhungen konfrontiert.

Dennoch bleibt die Frage, ob der Mietendeckel auch eine Hilfe für diejenigen ist, die aktuell noch auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie zur Anmietung sind.

In der Immobilienbranche wird Kritik laut, denn schon jetzt meldet die regionale Bauwirtschaft Auftragseinbrüche und befürchtet, dass sich zukünftige Investoren vom Berliner Immobilienmarkt abwenden.

Auffallend ist, dass besonders größere Wohnungen, die bisher hochpreisig vermietet werden konnten und kaum auf dem Kaufmarkt zu finden waren – jetzt verstärkt zum Verkauf angeboten werden.  D. h. Eigentumswohnungen schwemmen vor allem dort auf den Markt, wo Wohnen vor Einführung des Mietendeckels bereits attraktiv und teuer war – nämlich in den urbanen Hotspots.

Negativbeispiele aus anderen europäischen Ländern kommen aus Schweden oder Portugal. Die Stockholmer Mietpreisbegrenzung hat seit 1969 zu einer massiven Verknappung des Wohnraumangebots geführt, sodass Interessenten im Schnitt 11 Jahre auf eine freie Wohnung warten müssen. In Portugals Metropolen Lissabon und Porto ist die Situation noch prekärer – hier haben fehlende Investitionen in Neubauten und Modernisierungsmaßnehmen zu einem regelrechten Verfall der Städte geführt.

Was können wir daraus lernen?

Diese internationalen Erfahrungen zeigen, welche katastrophale Auswirkungen ein staatlich verordneter Mietpreisstopp haben kann. Eine Wohnungspolitik, die steigende Mietpreise in den Griff bekommen will, muss daher unbedingt Angebot und Nachfrage im Blick haben und diese in Einklang bringen.

Nur so lassen sich ausreichend bezahlbarer Wohnraum und die Interessen der Investoren vereinen. Ein Zitat des Schwedischen Ökonomen Assar Lindbeck aus dem Jahr 1971 scheint heute aktueller denn je „Ganz so dramatisch sind die Folgen eines Mietendeckels vielleicht dann doch nicht, aber dennoch: ein Mietendeckel hat bisher jeder Stadt geschadet

Gerne stehen wir Ihnen für eine umfassende Beratung und um das Thema Immobilie zur Verfügung.